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Flammkuchen auf dem Holzkohlegrill

Man sagt ja, dass man mit einem Weber-Kugelgrill so allerhand Zeugs zubereiten kann, wofür ein normaler Grill (also ohne Deckel) nicht mal ansatzweise funktionieren würde. Und wenn man nach mehreren und stramm aufeinanderfolgenden Vergrillungen mal keine Lust auf Fisch, Fleisch oder Gemüse hat, dann bleibt als äußerst geschmackvolle Alternative z. B. ein Flammkuchen Elsässer Art.

Einen *richtigen* Flammkuchenofen, schön geräumig gemauert, wünschte ich mir ja schon seit dem Mini-Fieldday bei Peter, aber mein Ex-Nachbar zierte sich ein wenig mit dem Eigenbau und dem geeigneten Platz dafür :cry: – zumal das Vorheizen bei so einem Ofen schon ordentlich Zeit in Anspruch nimmt und man deshalb wohl nicht allzu oft davon Gebrauch machen würde :( .

Eines Abends streifte mich dann urplötzlich ein Geistesblitz: Warum einen Flammkuchenofen bauen, wenn man schon einen Weber Performer sein Eigen nennt? Da muss doch was gehen :?:

Und ja, in der Tat, im Gourmet BBQ System von Weber findet sich doch tatsächlich ein Pizzastein :) , allerdings zu einem recht ordentlichen Preis von fast 50 Ocken :o . Nöh, dachte ich mir, nachher schmeckt der Fladen dann doch nicht und ich habe keine Verwendung mehr für den edlen Stein, das geht sicher auch anders. Also flugs zum Baustoffhändler gefahren und dort für 14 EUR einen Schamottestein (60 x 30 x 3 cm) gepflückt, zuhause passend zugeschnitten und ausprobiert :) .

Ergebnis:
Echt toll, so muss ein Flammkuchen schmecken :hurra: !

Während bei der letzten Vergrillungbackung ausschließlich der Geschmack im Vordergrund stand, sollte es dieses Mal, beim Resteverzehr, auch um den wissenschaftlichen Aspekt gehen.

Wie schnell heizt sich überhaupt der Schamottestein auf? Zu welchem Zeitpunkt hat er die höchste Temperatur? Wie lange hält er sie? Reicht ein Andzündkamin voll Albrecht-Süd-Briketts für eine ordentliche Temperatur? Hmm :?:

Um das zu klären, wurde das Steinchen an einer Ecke mit einem kleinen 6 mm – Bohrloch versehen, damit dort ein Temperaturfühler des Mavericks positioniert werden konnte (im Augenblick passt jedoch nur der Fühler, der eigentlich für den Garraum zuständig ist – der Bohrer war schlicht nicht lang genug für den anderen :( ). Und dann wurde gemessen.

Startzeitpunkt war exakt um 14:00 Uhr, unmittelbar nach dem Auflegen von Grill und Stein. Der Anzündkamin hatte vorher rund eine halbe Stunde vorgeglüht und alle Briketts waren schön mit Asche überzogen. Die Lüftungsöffnungen am Kessel und am Deckel waren beide geöffnet, die ALDI-Briketts wurden rechts und links auf die beiden Kohlekörbe verteilt, so dass der Stein (und beide Fühler) nicht direkt über der Glut lagen. Danach kam der Deckel wieder drauf und blieb für eine ganze Zeit lang geschlossen. Die Außentemperatur lag ungefähr bei 16° C, es war windig und einmal hat es auch kurz geregnet – nicht viel und nicht lang.

Hier die Messergebnisse:

Was direkt auffällt: Einfach mal schnell 15 Minuten Vorheizen bringt nicht wirklich viel, der Stein erreichte sein Temperaturmaximum (220° C) erst nach 80 Minuten. Ob diese Maximum nun wirklich notwendig ist :?: ? Keine Ahnung, rein gefühlsmäßig würde ich beim nächsten Mal so nach etwa 45 – 60 Minuten mit dem Auflegen beginnen – auch auf die Gefahr hin, dass der erste Flammkuchen dann etwas länger dauert. Vorher hatten wir nämlich immer bereits nach einer halben Stunde aufgelegt und uns danach gewundert, dass die erste Fuhre deutlich länger braucht als die nächsten. Denn eigentlich waren wir der Meinung, dass der Stein schon nach 30 Minuten sein Maximum erreicht hat. Was er zweifelsfrei nicht hat, wie man sieht. Nun gut, mit den gewählten Abmessungen und einer Dicke von 3 cm ist er ja auch kein Leichtgewicht :roll: .

Was ebenfalls ins Auge sticht: Einmal Deckel öffnen und auflegen kostet ratzfatz 60° C an Kugeltemperatur :o – man sollte sich also möglichst beeilen und danach nicht alle 2 Minuten einen Blick drauf werfen, ob noch alles in Ordnung ist (aus der Kugel ist noch niemand entkommen :wink: ).

Das soll jetzt natürlich nicht bedeuten, dass man sich abhetzen sollte, schließlich soll die ganze Geschichte ja auch Spaß machen. Und bislang haben wir immer dann aufgehört, wenn alle satt waren – und nicht, weil es nicht mehr heiß genug war. Hat man aber eine ganze Fußballmannschaft zu versorgen, dann wird an zusätzlichem Treibstoff wohl kein Weg vorbeiführen.

Der Vollständigkeit halber seien noch die Temperaturen nach 18 Uhr erwähnt, die auf dem o. a. Diagramm nicht mehr zu sehen sind:

18:15 Uhr  121° Kugel / 131° Stein
18:30 Uhr  110° Kugel / 128° Stein
18:45 Uhr 100° Kugel / 120° Stein
19:00 Uhr   90° Kugel / 107° Stein
19:30 Uhr   74° Kugel /    92° Stein

Nach dem Rezept und genauen Mengenangaben braucht übrigens niemand zu fragen, dafür ist das viel zu einfach :mrgreen: !

Man nehme ein wenig Wasser, einen Spritzer Öl, eine Prise Salz und anschließend so viel Mehl, bis der Teig beim maschinellen Kneten spürbar schwergängiger wird und nicht mehr klebt (an den Fingern z. B.). Danach Ausrollen, mit Crème fraîche satt bestreichen und Schinkenwürfel / -streifen und Zwiebeln nach Gutdünken darauf auslegen – fertig :mrgreen: !

Problematisch ist nur das „Verbringen“ von der Zubereitungsunterlage auf den Stein, denn wenn man diese nicht ausreichend mit Mehl versorgt hat, klebt da sehr gerne etwas an. Und das ist bei der äußerst geringen Bodendicke des Flammkuchens nicht lustig :motz: . Auf dem Stein klebt dagegen überhaupt nix an, schon kurz nach dem Auflegen kann man mit einem Wender nach Lust und Laune neu positionieren (die Rückstände, die auf dem Stein erkennbar sind, rühren von runtergefallenen Zutaten her, nicht etwa von angebranntem Teig).

Flammkuchen auf dem Weber-Grill und Baumarkt-Schamottestein ist eine feine Sache und steht dem Flammkuchen aus dem Elsaß, zumindest soweit ich das bislang beurteilen konnte, in nichts nach.

Und spaßig ist es obendrein :mrgreen: !

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