Dass sich immer mehr Gemeinden bzw. Tourismuszentralen der „modernen und elektronischen Form der Schatzsuche“ nicht verschließen und damit ihre eigenen Ziele verfolgen, sollte ja mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Und deshalb war ich mal so neugierig, ob es bei den buchbaren Outdoor-Paketen im Nationalpark Hohe Tauern nicht auch eines gibt, welches genau das feilbietet.
Und, nicht schwer zu erraten: Ja, es gibt !
In den Tourismusbüros am Katschberg und in Rennweg erhält man kostenlos ein modernes GPS-Leihgerät samt genauer Beschreibung und kann damit direkt zur Erkundungstour in die Umgebung starten.
Bei genauerer Betrachtung und nach Ablegen der eigenen Geocacher-Brille hört sich das für den Otto-Normal-Tourist eigentlich gar nicht schlecht an: Kaum bzw. gar keine Kosten, spannende Suche statt langweiligem Wandern und „kleine Geschenke“ in der Final-Box. Klingt interessant und verspricht Kurzweil.
Wenn wir aber jetzt die Geocacher-Brille wieder anziehen, kommen uns gleich mehrere Fragen in den Sinn: Sind die Caches extra für das „Geocaching-Paket“ angelegt? Oder auch für alle bei geocaching.com oder opencaching.de? Und wer füllt eigentlich die „kleinen Geschenke“ immer wieder auf?
Zuallererst stellt man fest, dass der Link Karte der Geocaches am Katschberg – Rennweg in dem Angebot zu einer Übersichtskarte führt führen soll, die man sich leider nur nach Registrierung ansehen darf, nämlich auf eine Seite der aj-gps.net, der Austrian Geocacher Community.
–> Erstes Hindernis (und sehr offensichtlich): Registrierung notwendig und komplett in Englisch.
Nun gut, klickt man auf den anderen Link Geführte GPS-Schatzwanderungen am Katschberg kommt man zumindest auf eine deutschsprachige Seite, die einem fein säuberlich 12 Caches in der Umgebung auflistet und hierzu auch eine pdf-Datei mit Cachelisting (Erstellungsdatum: 06.06.2008) und Koordinaten liefert.
–> Nächstes Hindernis (und nicht offensichtlich): Das Listing ist uralt, wer weiß, ob es den „Schatz“ überhaupt noch gibt? [Geocacher-Brille ab] … aber dafür gibt es ja den netten Mann, der immer die „kleinen Geschenke“ auffüllt und nach dem Rechten sieht. Irgendwie so muss das ja funktionieren. [Brille wieder an]
Also, widmen wir uns einmal dem „netten Mann“: Er nennt sich mawieser, heißt mit bürgerlichem Namen Matthias Wieser und ist von Beruf „Magister Unternehmensführung / Fachwirt Online Marketing BVDW„, wie uns der Link auf seine Profilseite bei Xing verrät. Daneben gibt es im GC-Profil noch diverse andere Links zu Social-Dingens-Seiten, die ich mir jetzt aber nicht alle angeschaut habe. Zum letzten Mal auf geocaching.com war er – Stand heute – am 13. Dezember 2009, also vor knapp drei Monaten.
[Geocacher-Brille ab] Hmm, wurden in den Final-Boxen jetzt schon seit drei Monaten keine „kleinen Geschenke“ mehr aufgefüllt? [Brille wieder an]
Scheinbar nicht, wie uns solche, solche, solche und solche Logs verraten. Immerhin, von seinen 30 während seiner 6-monatigen Tätigkeit als Web Marketing Manager der Tourismusregion Katschberg – Rennweg Marketing GmbH gelegten Caches (sagenhafte 4 hat er selbst gefunden!) ist die Mehrzahl noch aktiv und wird wohl auch regelmäßig gefunden, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis es auch dort zappenduster ist. „Kleine Geschenke“ und Logbücher füllen sich eben doch nicht von alleine nach …
Meine Vermutung ist, dass sie alle irgendwann so enden, wie die Caches der Verbandsgemeinde Birkenfeld, die zwar derzeit wohl auch noch findbar sind (immerhin, die wurden 2003 schon gelegt!), aber schon diverse NM-Logs (Dose kaputt, Logbuch nass / voll) erhalten haben (nebenbei: Scheinbar wird bei einem Cache, der beim Veröffentlichen keinerlei Attribute enthält, auch nachträglich kein NM-Attribut gesetzt, wenn jemand NM loggt. Interessant …).
Nehmen wir jetzt die Geocacher-Brille wieder ab und versetzen uns in Otto-Normal-Tourist hinein, dann wäre der sicherlich (bzw. hoffentlich!) mehr als böse darüber, dass man ihm tolle Schätze samt „kleinen Geschenken“ anpreist, die sich dann in der Realität aber als nicht existent herausstellen. Wahrscheinlicher ist es wohl, dass die Touris das Nichtfinden auf ihre Unkenntnis in der „modernen Technik“ zurückführen, den mitgeschleiften Kindern irgendwelche anderen „kleinen Geschenke“ als Entschädigung für den ganzen Frust kaufen und das GPS-Gerät wortlos wieder zurückgeben werden. Fest entschlossen, dass beim nächsten Urlaub wieder „ganz normal“ gewandert wird.
Bei all diesen Geschichten mit extra für Tourismuszwecke versteckten Caches, die auch auf anderen Plattformen gelistet sind, frage ich mich immer, ob denn keiner der Beteiligten (immerhin haben manche ja auch in dieser Richtung studiert!) einmal an den Begriff Nachhaltigkeit denkt? Oder sich fragt, was passiert, wenn reguläre Geocacher gnadenlos downtraden und die Touristen somit nur Müll statt „kleinen Geschenken“ vorfinden? Oder was mit den TBs und Coins geschieht, die dort von den gewöhnlichen Cachern abgelegt und von den Touris als „kleines Geschenk“ eingesackt werden?
Wie eingangs bereits erwähnt: An sich ist das Angebot „Urlaub + Wandern + Schatzsuche = Interessant“ durchaus gut, die Umsetzung ist aber in der Regel, soweit ich es bislang mitbekommen habe, auf Dauer immer mangelhaft!