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Of mice and men: Hantavirus

Zwar nicht brandneu, trotzdem sehr interessant:

Kürzlich wurde in einer TV-Reportage von seltsamen Krankheitsfällen mit grippeartigen Symptomen, in Einzelfällen auch mit schweren Nierenfunktionsstörungen, berichtet, deren gehäuftes Auftreten und die Tatsache, dass es sich bei den Erkrankten fast ausschließlich um junge und sportliche Menschen handelte, den Medizinern Rätsel aufgab. Auf der Suche nach möglichen Gemeinsamkeiten und Zusammenhängen zwischen den Betroffenen stellte man schnell fest: Alle joggten regelmäßig im nahe gelegenen Park.

Doch was sollte daran besonders sein? Was auf den ersten Blick verwunderlich erschien, stellte sich bei näherer Betrachtung dann als das noch fehlende Puzzlestück heraus: Alle Personen hatten sich mit dem Hantavirus infiziert!

Hantavirus? In Deutschland?

Ich war einigermaßen überrascht, brachte ich doch bislang den Begriff Hantavirus eher mit dem asiatischen Raum in Verbindung, zumal auch der Name auf einen Fluß in Korea zurück geht, in dessen Umgebung in den 50er – Jahren die ersten Fälle der Erkrankung auftraten. Wie kommt der Erreger nun also nach Deutschland?

Eine kurze Nachforschung im Netz ergibt: Hantaviren sind, entgegen der weitläufigen Meinung, weltweit verbreitet!  Und die Übertragung geschieht durch verschiedene Nagetiere, die, sofern selbst damit infiziert, mit ihren Fäkalien große Mengen davon ausscheiden. In Deutschland geschieht dies vor allem durch die Rötelmaus, auch bekannt unter dem Namen Waldwühlmaus.

Das tückische an diesem Infektionsweg ist, dass man nicht zwangsläufig direkten Kontakt mit den Mäusen oder dem Mäusekot haben muß. Es reicht aus, die getrocknete Überreste in Form von Staub einzuatmen! Und genau das war in dem oben genannten Beispiel bei den Joggern geschehen. Durch das Laufen auf den Wegen im Stadtpark, der sich im Nachhinein als Eldorado für die Rötelmaus darstellte, wurde permanent Staub aufgewirbelt, der den nachfolgenden Joggern dann zum Verhängnis wurde.

Die Erkrankung selbst verläuft in ca. 70 % der Fälle meist unbemerkt, die auftretenden Symptome wie Fieber oder kleine Blutungen aus den Kapillaren in die Haut werden entweder einer Erkältungskrankheit zugeordnet oder überhaupt nicht beachtet. Bei rund einem Drittel der infizierten Personen zeigen sich danach jedoch auch schwerere Symptome bis hin zu einem akuten Nierenversagen. Unbehandelt kann die Infektion dann sogar tödlich enden.

Seit 2001 sind Infektionen mit dem Hantavirus  meldepflichtig, 2007 erreichten die Zahlen mit 1687 Fällen bundesweit ihren bisherigen Höchststand. Das RKI geht für das Jahr 2010 von einem ähnlich starken Verlauf wie 2007 aus, zumindest zeigt sich durch die bisherigen Meldezahlen eine ähnliche Tendenz.

Eine prophylaktische Impfung gegen den Erreger gibt es noch nicht, die einzige Möglichkeit besteht derzeit in der Bekämpfung der Nagetiere als Übertrager in der Nähe menschlicher Siedlungen, geeigneten Schutzmaßnahmen (Tragen von Mundschutz und Handschuhe in möglichen Expositionsgebieten, in denen Staub aufgewirbelt werden kann) und der Behandlung von Symptomen, die im Krankheitsverlauf auftreten.

Na super, dachte ich mir, nach dem Ende der Reportage!

Jetzt kommen zu den Zecken und dem Fuchsbandwurm auch noch die Hantaviren hinzu, die man sich bei der Ausübung seines Hobby einfangen kann :( . Sich deswegen allerdings verrückt zu machen, hilft wenig, denn irgendwas gibt es immer irgendwo. Trotzdem ist das Wissen um mögliche Gefahren sicherlich nicht schlecht, vielleicht kann man im Fall der Fälle seinem Arzt damit auf die Sprünge helfen, indem man von seinem Treiben im Wald erzählt. Denn wenn die Diagnose erst mal steht, dann findet sich auch (hoffentlich) die geeignete Therapie.

Weitere Artikel zum Thema Hantavirus:

Die Seuche kommt mit dem Wind – Gefährliches Hantavirus (Spiegel Online)

Hantaviren breiten sich in Baden-Württemberg aus (Spiegel Online)

Hanta-Viren auf dem Vormarsch (ARD, brisant)

Hantavirus-Infektionen (Robert-Koch-Institut)

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