Tagged:Heimatwettbewerb 2011

Tourismus Zentrale Saarland blamiert sich …

… und das, wie ich finde, ganz gehörig  :D !

Angefangen hat alles mit einem Fred im Geoclub, Anfang April.

Kurz zusammengefasst:
Ergänzend zum schon seit ewigen Zeiten durchgeführten ADAC-Heimatwettbewerb will die Tourismus Zentrale Saarland in diesem Jahr die Sache durch das Auslegen von Geocaches an Orten mit keltischem Bezug ein wenig aufpeppen. Ist ja auch klar, das seltsame Spiel mit den Tupperdosen im Wald und milliardenteurer Satellitentechnik spricht ganz bestimmt die junge Generation an und sorgt für ordentlich Schwung in der Butze  :mrgreen: .

Zufälligerweise gab es einen Geocacher (nein, ich war es nicht :wink: ), der die Ankündigung live mitbekommen und auch direkt an evtl. Probleme gedacht, ermahnt und Hilfe angeboten hat, wenn etwas klemmt. Und ebenfalls zufälligerweise kamen beide Parteien dann ins Gespräch.

Danach passierte eine Weile lang überhaupt nix, und plötzlich waren sie da, die Geocaches der Tourismus Zentrale Saarland, alle auf opencaching.de gelistet und obendrein noch auf einer eigenen Website beworben. So weit, so gut, mag man an dieser Stelle noch denken, in der Vergangenheit gab es ja schon des öfteren diverse Geocaches mit touristischem oder gar kommerziellem Hintergrund, aber dieses Mal war die Sache etwas anders.

Man hatte sich zwar schön brav die Hinweise, Empfehlungen und gut gemeinten Ratschläge eines in der Sache kundigen eingeholt – dann allerdings komplett ignoriert. Aber so richtig :doh: !

Als Ortsansässiger, der täglich an 2 der gelisteten Caches vorbeifährt, musste ich dann auf dem Nachhauseweg aus purer Neugier mal anhalten und schauen, was denn aus der groß angekündigten Schatzsuche letztendlich geworden ist. Und außerdem wollte ich mich vergewissern, dass die Jungs und Mädels nicht einfach meinen, an einer der beiden Stellen schon seit längerem liegenden, Geocache zweckentfremdet und mir ein Ei ins Nest gelegt haben.

Nummer eins auf dem Heimweg sollte also der Cache „Cache-Serie „Kelten und Römer“ (Teil 4/6, unabhängig lösbar) – Fuchshübel Tholey“ werden. Und damit nahm das Unheil dann seinen Lauf.

Wer die Landschaft dort kennt (oder einfach mal bei Google-Maps nachschaut) wird relativ schnell feststellen, dass sich der dort befindliche Grabhügel, von durchaus stattlicher Dimension und mit Bäumen bewachsen, sehr deutlich vom Rest der Umgebung (Felder und Wiesen) abhebt. Kurioserweise zeigen aber sowohl die Koordinaten der bereits erwähnten Internetseite als auch die im Listing bei OC knapp 200 Meter weiter, mitten auf ein Rapsfeld. Da darf man ruhig einigermaßen verwirrt sein und für einen kurzen Augenblick die Welt nicht mehr verstehen.

Natürlich war an den angegebenen Koordinaten überhaupt nix zu finden, oder besser gesagt: Ich wollte dem Bauern nicht sein Rapsfeld zertrampeln um nachzusehen. Also machte ich mich auf den Weg zu dem zweiten Cache namens „Cache-Serie „Kelten und Römer“ (Teil 1/6, unabhängig lösbar) – Arboretum Europaeum“. Und obwohl ich auf das Schlimmste vorbereitet war, passten die Koordinaten hier einwandfrei (mittlerweile behaupte ich: Das war ganz sicher Zufall!). Also habe ich hier brav meinen Fund geloggt, ließ es mir aber nicht nehmen, bei dem anderen ein klein wenig in die Schauspiel-Kiste zu greifen. Denn nachdem ich von dem bereits erwähnten Cacher (der damals seine Hilfe angeboten hatte) erfahren habe, dass man

a) seine Ratschläge komplett in den Wind geschrieben hat und
b) die Koordinaten der anderen Caches ebenfalls völlig daneben sind

stand für mich fest:

Nein, Mitleid (und weitere gut gemeinte Hilfe) ist hier fehl am Platze, wer nicht hören will, muss eben fühlen. Zumindest ein bisschen.

Also lautete der erste DNF-Log folgendermaßen:

So ganz kann ich mit dem Listing nicht konform gehen, denn die Schwierigkeit bei diesem Cache liegt meines Erachtens nicht darin, ihn „muggelfrei“ zu loggen, sondern knapp 50 Meter durch mannshohe Rapspflanzen zu laufen.

Das kann nämlich ohne Balkenmäher, den ich heute leider nicht dabei hatte, ziemlich schwierig werden.

Aber, wie bereits erwähnt: Die Mission muss erfüllt werden und so bahnte ich mir, ich habe nämlich recht große Füße, meinen eigenen Weg. Glücklicherweise hatte der Bauer wohl schon Feierabend gemacht, so dass ihm die fehlenden 200 Quadratmeter Raps wohl erst morgen auffallen dürften (zur Sicherheit habe ich ihm einen Zettel mit ihrer Kontaktadresse hinterlassen, damit er sich evtl. an ihnen schadlos halten kann, falls ihm dadurch ein Verlust entstanden sein sollte).

Leider konnte ich trotz der großflächig gerodeten Fläche keinen Cache entdecken und werde deshalb morgen wiederkommen, meinen Aufsitz-Mäher habe ich vorsorglich schon mal vollgetankt.

Ich bin schon ganz gespannt und werde nicht eher Ruhe geben, bis ich den Cache gefunden habe! Irgendwie hat es ja auch Spaß gemacht. Und mit einem richtigen Rasentraktor wird es bestimmt noch eine Spur schärfer .

Wirklich eine gute Idee – hier wird einem echt was geboten!

Fest mit einer wie auch immer gearteten Antwort rechnend ließ diese auch nicht lange auf sich warten, schon am nächsten Tag erschien folgender Log der Tourismus Zentrale (als Fund-Log übrigens, nicht als Note):

Mit den Muggeln gebe ich Ihnen recht, die sind hier in der Tat nicht so zahlreich vorhanden. Allerdings ist mir nicht klar, wo man durch so viel Raps muss? Als ich noch vor ein paar Tagen da war gab es einen Feldweg und erst die letzten paar Meter waren in bewachsenem Gebüsch zurückzulegen, was aber eher einem kleinen Wald als einem Rapsfeld glich. Ich hoffe, der Log gelingt noch ohne weitere Schwierigkeiten. Viel Erfolg!

Aha, dachte ich mir, die kapieren die ganze Sache noch immer nicht. Dann legen wir eben noch einen drauf:

Liebe Tourismus Zentrale Saarland!

Herzlichen Glückwunsch, dass sie nun ihren ersten eigenen Cache (im wahrsten Sinne des Wortes ) gefunden haben (das wollten sie doch mit ihrem Fund-Log wohl ausdrücken, oder?).

Allerdings bin ich mir sicher, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen ist: Nach Rücksprache mit dem ortsansässigen Bauern, dem das (nun mehr oder weniger zertrampelte ) Rapsfeld gehört, hat dieser mir versichert, dass er an dieser Stelle keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbaue und diese somit nicht innerhalb der letzten paar Tage so hoch gewachsen sein können.

Er ist übrigens immer noch mächtig sauer, dass sie ihm so ein Ei ins Nest, ähem, Feld gelegt haben und wird sich diesbezüglich sehr bald mit ihnen in Verbindung setzen. Weiterhin hat er mir auch unter Androhung von Schlägen verboten, heute abend mit dem Rasentraktor vorzufahren, um die Suche fortzusetzen.

Ich kann also wohl erst im Schutze der Dunkelheit und mit der Sense weiter nach dem Cache suchen. Sie wissen ja: Die Mission muss erfüllt werden – Kollateralschäden werden billigend in Kauf genommen.

Vielleicht könnte ich auch heute abend den ADAC (wie ich sehe, haben sie sich in ihrem Listing nun doch gegen den ADFC entschieden, gut so!) um Hilfe bitten: Ich gebe ihm einfach die Koordinaten von diesem Cache durch und warte dann, bis der gelbe Engel (passt ja auch zum Rapsfeld ) aufschlägt. Suchen wir eben gemeinsam (oder dürfen die Mitarbeiter des ADAC gar nicht teilnehmen?)!

Ist heute abend bei Ihnen noch jemand telefonisch erreichbar? Für den Fall, dass mich der Bauer doch aufspürt und handgreiflich wird, hätte ich gerne, dass sie ihn vielleicht, quasi von höchster Stelle, besänftigen und ihm die Sache mit dem Wettbewerb mal erklären. Vielleicht hat er dann ein Einsehen und erkennt, dass er den Verlust von ein paar Rapspflanzen im Sinne der Sache einfach hinnehmen muss.

Ich bin weiterhin gespannt – mit diesem Cache kann man wirklich eine Menge Spaß haben!

Irgendwann danach war der Cache dann „vorübergehend gesperrt“, was mich aber abends nicht von meinem hart erarbeiteten Fund-Log abhalten konnte:

Hallo Tourismus Zentrale, ich melde Vollzug ! War ganz schön anstrengend, so in Handarbeit mit der Sense einen passenden Weg zu bahnen – aber es hat sich ausgezahlt!

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit (wegen dem Bauer, ich erwähnte es ja bereits) konnte ich die Dose endlich in Händen halten und mich ins Logbuch eintragen ! Auch ohne den gelben Engel vom ADAC.

Und damit sich der Landwirt nicht allzu sehr ob der paar Liter entgangenem Rapsöl grämt, habe ich zumindest noch für ein schönes Muster im Feld gesorgt (siehe beigefügtes Bild). Schließlich soll er ja auch etwas davon haben.

Fazit: Eine wirklich anstrengende Suche unter widrigsten Bedingungen – dennoch hatte ich großen Spaß! Ich bin schon sooo auf die nächsten Caches der Serie gespannt, wenn die genauso sind: Uiuiuiui …

Und obendrein gab es noch ein lustiges Bild mit dem erwähnten „Rapskreis“, Kornkreise sind ja mittlerweile out:

Falls ihr das lest, liebe Tourismus Zentrale Saarland, hier ein gänzlich kostenloser Hinweis von mir:

Macht euch doch nicht zum Affen mit Dingen, von denen ihr keine Ahnung habt! Und wenn ihr es trotzdem unbedingt wollt, dann hört doch bitte auf die Leute, die Ahnung haben und ihre Hilfe unentgeltlich anbieten. Und geht beim nächsten Mal, falls ihr so etwas unbedingt wieder machen wollt, bloß nicht zu einem „kommerziellen Geo-Gedöns-Anbieter“, denn dann wird es auch nicht besser – kostet aber ganz viel (Steuer-)Geld und unzählige Flipchart-Seiten und Moderations-Wolken! Und schaut sicherheitshalber nochmal nach den Bewerbungsunterlagen eurer Diplom-Geographen, nicht dass da alles nur „geguttenbergt“ wurde  :pfeif:

Zu gute halten muss man euch allerdings, dass es eine ordentliche (Lock&Lock-)Dose war, ein Bleistift und ein ordentliches Logbuch, schön im Ziploc-Beutel verpackt, ebenso enthalten waren. Die Sache mit den Koordinaten (hier kommt dann irgendwie das „Geo-“ von Geocaching ins Spiel), lernen wir dann nächstes Jahr  :mrgreen: !

Zu Doku-Zwecken wollen wir an dieser Stelle mal die von der Tourismus Zentrale Saarland veröffentlichten Koordinaten festhalten – und dann mal schauen, in welche Himmelsrichtungen sie sich nach einer evtl. Korrektur bewegen. Vielleicht geht der Spaß ja weiter :mrgreen: :

Cache Koordinaten Korrektur
auf eigener Seite bei OC
Arboretum Europaeum N 49° 36.53
E 06° 59.22
N 49° 36.530′
E 006° 59.220′
N 49° 36.525′
E 006° 59.223′
Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim N 49°07.89′
E 07°10.69′
N 49° 07.890′
E 007° 10.690′
N 49° 07.886′
E 007° 10.694′
Weltkulturerbe Völklinger Hütte N 49°14.85′
E 06°50.81′
N 49° 14.850′
E 006° 50.810′
N 49° 14.857′
E 006° 50.802′
Fuchshübel Tholey N 49°30.90′
E 07°02.34′
N 49° 30.900′
E 007° 02.340′
N 49° 31.044′
E 007° 02.333′
Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken N 49°13.87′
E 06°59.47′
N 49° 13.870′
E 006° 59.470′
N 49° 13.862′
E 006° 59.469′
Mystery-Final-Cache N 49° A.BC‘
E 07° DD.E‘
wahllos wahllos

EDIT 06. Mai 2011:
Auf der oben angegeben „eigenen Seite“ steht nun nur noch allgemeiner Kram zu der ganzen Sache, keine Cachebeschreibung mehr und keine Koordinaten  :roll: … . Wer sich das Bildchen allerdings genauer anschaut, wird noch einen hübschen Spoiler zu dem Cache „Schönecker Wanderung (GC16R8N)“ in Sachsen finden. Nur leider ist der schon seit Oktober 2009 archiviert  :wink: .

EDIT 29. Mai 2011:
Am 25. Mai, also knapp über 20 Tage, nachdem die Tourismus-Zentrale ihren Fehler bemerkt hat, irgendwie   :wink: , gibt es nun neue Koordinaten bei OC (siehe auch die Spalte „Korrektur“ in der obigen Tabelle). Zumindest beim Fuchshübel zeigt der Pfeil auf der Karte nun auch wirklich dorthin, wo ich den Cache seinerzeit gefunden habe. Ob die anderen Koordinaten jetzt passen – wer weiß :mrgreen: ? Beim Museum für Vor- und Frühgeschichte zeigt der Google-Maps-Marker mitten auf die Straße und beim Arboretum Europaeum, den ich damals ja auch gefunden hatte, war meines Erachtens gar keine Korrektur notwendig :( . Möchte mal jemand anderes sein Glück versuchen  :roll: ?

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