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Marienthal: State of emergency

Ja, ich war gewarnt!

Allein schon durch die bei Amazon verfügbaren Kritiken, die sich fast ausnahmslos mit dem Wort „unterirdisch“ zusammenfassen lassen. Und damit ist (leider) keineswegs der Drehort gemeint!

DVD-Cover

Aber egal, als Bunker-Fan wollte ich den Film sehen – nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass es der „erste, letzte und einzige Film [ist], der an Originalschauplätzen im Regierungsbunker Marienthal gedreht [wurde]“ , wie es so schön auf dem DVD-Cover heißt. Denn eben dieser Bunker war über lange Jahre ein (halbwegs) gut gehütetes Geheimnis, versteckt im beschaulichen Ahrtal, nicht weit von Bonn entfernt, und ist mittlerweile, bis auf ein kleines Stück, das als Dokumentationsstätte / Museum dient, vollständig zurückgebaut.

Übrigens, im Zuge der Veranstaltung „Kinonacht am Bunker“ (20. August 2011) werden rund 3 Stunden Filmmaterial gezeigt, die während der Dienstzeit der Bunkeranlage, dem Rückbau und auch danach entstanden sind. Da muss ich doch glatt überlegen, ob sich da nicht ein kleiner Ausflug gen Bonn lohnen würde.


Trailer zum Film

Die eigentliche Story, so man sie denn überhaupt so nennen kann, ist schnell erklärt (eine Langfassung samt Kritik findet man in einer Rezension bei badmovies.de):

4 Jungens und 2 Mädels verbringen ein Wochenende im Bunker, plötzlich ist einer von den Sechs tot und die verbleibenden Fünf machen sich über die Todesursache und den evtl. Mörder so ihre Gedanken. Im weiteren Verlauf sterben dann noch drei weitere Personen und irgendwann, pünktlich zum Wochenend-Ende geht die Tür wieder auf und die Sonne scheint.

Gegen Ende des Films wird man dann der hahnebüchenen Geschichte und deren Hintergründe so richtig gewahr – und der geneigte Zuschauer fragt sich, warum man nicht schon gleich zu Beginn abgeschaltet hat, spätestens dann, als man in der Küche der Oma des Drehbuchautors (kein Witz!) in einer eingeblendeten Zeitungsannonce erfährt, warum die Protagonisten überhaupt in den Bunker einziehen werden:

Aushilfspersonal für Marienthal gesucht
Für die abschließende Wochenendschicht vor der Versiegelung, sucht die Leitung der Diensstelle Marienthal bevorzugt junge, physisch und psychisch belastbare Menschen, die einen einmaligen Dienst in der ehemaligen Bunkeranlage zum Wochenende antreten wollen. Erfahrungen im Bereich der Wach- und Schließgesellschaften sind nicht vonnöten.
Interesse: Wählen Sie 555-Marienthal!

Das Ganze soll wohl, so erfährt man später weiter,  eine Art Werbeaktion für potentielle Bunkerkäufer sein.
Aha :irre: !

Neben der schlechten Story wären dann noch die schlechte schauspielerische Leistung der Darsteller, die schlechte Videoqualität sowie der grottige Ton (manchmal hat man echt Mühe, etwas zu verstehen) zu nennen.

Wer also einen Blockbuster erwartet oder sich nach dem Lesen der Pressestimmen

„Ein spannungsgeladener Streifen in eine geheime Welt“ (WAZ)

„Die Inszenierung transportier nur zu gut die totale Isolation und Stille in dem scheinbar endlosen Labyrinth“ (Rheinische Post)

„Eine sehr spannene Produktion“ (NRZ)

„A real thrill-ride“ (IMDb) 

erwartungsvoll zurücklehnt und auf PLAY drückt, wird definitiv enttäuscht werden. Ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären, wie man zu solch einer Einschätzung des Films gelangen könnte, es sei denn, man wurde als Jubelperser dafür bezahlt :roll: .

Quelle: Manfred Böckling M.A. at de.wikipedia

Schaut man sich die Entstehungsgeschichte des Films etwas genauer an, dann wird dadurch natürlich nichts besser, aber die schlechten Kritiken lassen sich ein klein wenig relativieren:

Produziert wurde der Film von Hill House Pictures, einem kleinen Independent-Zusammenschluß von vier Personen, von denen einer (Stefan Lammert) auch der Drehbuchautor ist und selbst in dem Film mitspielt, ein anderer (Tobias Ibel) fungierte als Produzent und der Dritte (Oliver Hummell) nahm die Rolle des Regisseurs ein.

In einem Zeitungsartikel der NRZ (bei der NRZ wurde auch eine Szene gedreht) wird darüber berichtet, dass die Kosten für den gesamten Film nur rund 8.000 EUR betrugen – wen wundert es also, dass Emmerichs Filme besser daherkommen? Es gilt der Spruch „You get what you pay for“.

Quelle: Tribaleye at de.wikipedia

Interessant ist auf jeden Fall das vorhandene Bonus-Material auf der DVD, vor allem für diejenigen, die sich weniger für den Film als für den eigentlichen Drehort interessieren. Insofern ist der Kauf der Scheibe für kleines Geld (bei mir 2,39 € + 3,00 € Porto) durchaus lohnenswert.

Und man darf beim Anschauen ganz vortrefflich in seinen Phantasien schwelgen, welche hervorragenden Caches man dort hätte ausbringen können, sofern man irgendwie Zugang zu dem Bauwerk gehabt hätte. Auch heute noch, trotz des erfolgten Rückbaus, wäre es sicherlich hochinteressant, die Anlage etwas umfänglicher als in dem Museumsbetrieb möglich zu inspizieren – wobei das vermutlich genauso unmöglich sein wird wie noch zu Zeiten der offiziellen Verwendung als Ausweichsitz. Sehr schade :cry:

So bleibt einem als Geocacher nur übrig, einen Tradi (Der Bunker Cache – GC203A4) ganz in der Nähe des Bunkers zu suchen oder an einem evtl. dort stattfindenden Event (erst kürzlich: Geheimakte: Regierungsbunker II. – GC2TBA8) teilzunehmen.

Und natürlich bleibt es einem auch unbenommen, ganz einfach auch ohne Cache die Dokumentationsstätte zu besichtigen – so ganz uninteressant ist das bestimmt nicht.

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